Positionen

Baurecht

Das Baurecht ist eine anspruchsvolle Materie. Viele Problemstellungen sind gar nicht oder nicht befriedigend gelöst. Den Juristen gelingt es insbesondere nicht, die Prozesshaftigkeit des Bauens mit ihrem Lasso einzufangen. Vertragsverhandlungen sind oft sehr komplex und die auf Basis einer Unzahl von vorproduzierten Unterlagen abgeschlossenen Verträge für normale Menschen kaum noch beherrschbar. Wer glaubt, dass im Streitfall wenigstens die Gerichte alles verstehen, der irrt. Trotzdem gibt es kaum etwas Spannenderes.

Gerichtsprozesse

Gerichtsprozesse im Baurecht versprechen mehr als sie halten können. Schnell kann die Hoffnung verloren werden, dass es auf absehbare Zeit und mit akzeptablen Kosten zu einer Klärung der Sach- und Rechtslage und zu einer richtigen Entscheidung kommt. Dem Rechtsstaat geht es längst mehr um gütliche Einigungen als um die schnelle Durchsetzung des Rechts. Viele Menschen erwarten etwas anderes und sind nach einem überstandenen Prozess vom Rechtsstaat enttäuscht. Es liegt auf der Hand, dass es in Zivilprozessen große systematische Schwächen gibt.

Bauträger

Bauträger leisten einen erheblichen gesellschaftlichen Beitrag. Sie sind Motoren der Wirtschaft, bringen Menschen in Lohn und Brot und schaffen Wohnraum. Trotzdem scheinen sie in der öffentlichen Wahrnehmung und gerade auch in Gerichtsprozessen mit einem Makel behaftet zu sein. Ein interessantes Phänomen.

Bauen

Manchmal hat man den Eindruck, dass das Bauen an seine Grenzen stößt. Baut man auf der grünen Wiese, begeht man Flächenfraß. Baut man in der Stadt, löst man soziale Spannungen aus. Höher als der Nachbar darf man nicht bauen, auch wenn der seinerzeit nur deswegen niedrig gebaut hat, weil seine finanziellen Mittel begrenzt waren. Wer bauen will ist regelrecht umzingelt von Behörden, Nachbarn und Fachleuten aller Art und kann leicht den Überblick über alle erforderlichen Abstimmungsprozesse und Kostenrisiken verlieren. Und irgendwie kann man so anspruchsvoll bauen wie man will. Das Gefühl, dass die Fassadenbilder von früher stimmiger waren, wird man trotzdem nicht los. Am Schönsten ist halt doch die im Urlaub genossene Altstadt.

Mängel

Juristen fällt es schwer, darüber zu befinden, ob etwas mangelhaft ist oder nicht. Oft behelfen sie sich mit der Begrifflichkeit der allgemein anerkannten Regeln der Technik. Doch was das im Einzelfall ist, wissen sie selbst nicht und können es auch nirgends nachlesen. Auch diejenigen, über deren Leistungen die Juristen zu urteilen haben, können es nirgendwo nachlesen. Angeblich wissen die Sachverständigen Bescheid.

Verträge

Gute Verträge anzufertigen ist eine Kunst. Das gilt für alle Verträge, ganz egal, ob Kaufvertrag, Planervertrag, Bauvertrag oder nachbarschaftliche Vereinbarung. Sie lassen sich nicht am Fließband produzieren. Sie sind individuell. Wer beurteilen kann, wie beschränkt die gesetzgeberischen Leistungen gerade im Baurecht sind, der kann nachvollziehen, dass es beachtlicher zusätzlicher und zeitaufwendiger Anstrengungen für die Ausarbeitung guter Verträge auf dem Gebiet des Baurechts bedarf. Gute Verträge können übersichtlich, verständlich, kreativ und streitvermeidend sein und so offen wie möglich mit Chancen und Risiken umgehen. Eine ausgewogene Vertragskultur zeugt zudem von einem respektvollen Umgang miteinander. Vielleicht muss unsere Gesellschaft das erst lernen. Von der „Vertragskultur“ großer Konzerne wollen wir hier erst gar nicht schreiben. Sie passt nicht zu dem freundlichen Mann aus der Werbung.

Schönheit

Die Schönheit der juristischen Tätigkeit bei Bauprojekten besteht darin, einen Beitrag für etwas zu leisten, das entsteht. Es ist in der Regel eine der Zukunft zugewandte Tätigkeit, die Optimismus und Lebensfreude fördert. Wir müssen nur ganz selten etwas kaputt machen und bis auf wenige Ausnahmen auch keine Reste aufräumen. Jedes neue Vorhaben ist ein Unikat und der Entstehungsprozess mit allen beteiligten Menschen und mit allen das Vorhaben tragenden Ideen und Hoffnungen ist auch für die juristische Begleitung eine Herausforderung. Natürlich entsteht dabei eine gewisse Leichtigkeit, wenn man nicht nur Paragraphen, sondern auch die Immobilien- und Bauwelt da draußen gut kennt.